30. April 2008

Die Ära Karl Richter in München: Die Jahre 1970 ff. [DE]

Neben Julia Hamari war die Engländerin Anna Reynolds in den 70er Jahren die wichtigste Altistin Karl Richters.

Anna Reynolds

Das erste Mal, dass ich Karl Richter begegnet bin, war 1970 in Wien. Ich hatte dort ein Konzert mit Josef Krips. Nach dem Konzert kam Karl Richter, ich kannte ihn überhaupt nicht, ins Zimmer und sagte: „Ich bin Richter, das war sehr gut“ und ging weg. Ich hatte kein einziges Wort zu sagen. Und viele Jahre später habe ich ihn gefragt: „Wieso waren Sie in diesem Konzert?“ und er sagte: „Gewiss nicht, um den Krips zu hören.“



Anna Reynolds

Das erste Konzert, das ich mit ihm gesungen habe, war im Juni 1971 ein Kantatenabend im Münchener Bachfest. Und das war: „ Brich dem Hungrigen sein Brot“. Für mich war das wunderbar. Ich hatte noch nie mit so jemandem gearbeitet. Und bei allem, was ich mit ihm gemacht habe, war es immer die Arbeit mit ihm, die mir am meisten gefallen hat. Er brauchte nur ganz wenig zu sagen, kaum eine Geste, nur so eine kleine Handbewegung, und man verstand. Da war ein Rapport, eine Verbindung zwischen uns. Ich habe da so gern gesungen und ich habe immer mit ihm gesungen. Es war kaum einmal, dass ich nicht konnte, wenn er mich fragte, Gott sei Dank. Sonst hätte er mich vielleicht nicht mehr engagiert.



Karl Richter, Elisabeth Speiser und Anna Reynolds (rechts)

Im Juli 1970 hatte die Archivproduktion der Deutschen Grammophon einen großen Kantatenzyklus mit insgesamt 75 Bach-Kantaten für jeden Sonntag des Kirchenjahres in Angriff genommen, in den auch ältere Aufnahmen integriert wurden. Edith Mathis sang in allen Neuproduktionen die Sopranpartie, Julia Hamari oder Anna Reynolds die Altpartie, die Tenorstimme war stets mit Peter Schreier und die Basspartie mit Dietrich Fischer-Dieskau besetzt.

Anna Reynolds

Wir haben die Aufnahmen, ich glaube, oft im September gemacht. Woran ich mich gut erinnere, ist, dass ich von 1970 bis 1975 jeden Sommer in Bayreuth war. Da hatte ich viele Vorstellungen, in manchen Jahren sogar 15 Vorstellungen in einem Monat. Gut, das waren alles kleinere Partien, keine großen, aber ich erinnere mich sehr gut, dass ich jeden Vormittag, wenn ich am Nachmittag Wagner zu singen hatte, Bach geübt habe für die Schallplatten danach. Und das war sehr, sehr gut. Das war eine gute Vorbereitung für Wagner.



Julia Hamari

Julia Hamari

Eine dieser Kantaten liebe ich sehr, mit der Arie „Wie furchtsam wankten meine Schritte“. Und wie ich das gesungen habe, habe ich plötzlich gedacht, um Gottes Willen, ich werde das nicht singen können. Richter hat ein auch für seine Verhältnisse unglaublich langsames Tempo genommen. Ich musste dafür einen Atem nehmen, dass eigentlich meine Lunge platzt. Aber, ich hab es getan und ihn angestarrt dabei, ich musste es auswendig singen, sonst wäre es absolut unmöglich gewesen. Und dann schauten mich alle an, das Orchester applaudierte. Ich bin dann hinauf in die Studioräume gegangen, die Arme weit von mir gestreckt. Ich hatte die reinste Lungenerweiterung von diesem Tempo. Plötzlich kommt Richter hinter mir und sagt: „War schön langsam, was?“ Da drehte ich mich um und fragte: „Wollten Sie das?“ „Natürlich nicht! Jetzt kriegen Sie das richtige Tempo und das wird gut.“



Dietrich Fischer-Dieskau, Karl Richter und Kurt Guntner beim Abhören der Aufnahmen

Remembering the Era Karl Richter in Munich: Year 1970 ff [EN]

Anna Reynolds from England was along with Julia Hamari (born in Budapest) Karl Richter’s most important contralto in the seventies.

Anna Reynolds
The first time I met Karl Richter was in Vienna in 1970. I’d had a concert there with Josef Krips. After the concert Karl Richter who I did not know at all, came to my dressing room and said: “I’m Richter, that was very good” and then went off again. I hadn’t said one single word. Many years later I asked him, why he had come to the concert and he answered, “Certainly not to listen to Krips”!



Anna Reynolds

The first concert I sang with him was in June 1971. A Cantata evening at the Bach Festival in Munich and it was 'Brich dem Hungrigen dein Brot'. For me it was wonderful, I had never worked with anyone like him before. Of all the things I did it for him, above all, it was working together with him, that I particularly enjoyed the most. He never needed to say much, hardly made a gesture; just a small movement of his hand, and one understood him implicitly. There was a “rapport”, an alliance between us. I loved to sing and I always sang with him if I could. It hardly ever happened, that I could not come when he asked me to, thank God, otherwise he maybe would not have engaged me again.



Karl Richter, Elisabeth Speiser and Anna Reynolds (right)

In July 1970 the Archive Production of the Deutsche Grammophon Company decided to lunch a large Cantata cycle project with altogether 75 Bach Cantatas, in which earlier recordings would be integrated. A cantata for each Sunday of the church year, Edith Mathis sang soprano in all the new productions, Julia Hamari or Anna Reynolds Contralto, the Tenor was always Peter Schreier, and Dieter Fischer-Dieskau sang Baritone.

Anna Reynolds

We made the recordings I think in September. I had a lot of performances there and in some years 15 performances in one month. It was always smaller pieces: no big ones, but I can remember very well, that every morning, when I had to sing Wagner in the afternoon, I practiced Bach for the Grammophon records later on. And that was a very good preparation for Wagner.



Julia Hamari

Julia Hamari

I love one of these Cantatas dearly, with the Aria 'Wie furchtsam wankten meine Schritte'. And the way I had sung it, I suddenly thought oh my goodness, I won’t be able to sing like that now. Richter had adopted an unbelievably slow tempo, I had to take breath in until, I thought my lungs must burst. But I did it staring at him the whole time, I had to sing off by heart, otherwise it would have been absolutely impossible. Then everyone looked at me, and the Orchestra started to applaud. I went up into the studio rooms, my arms stretched out away from me; I’d really expanded my lungs with this slow tempo.

Suddenly Richter appeared behind me and said: “It was pretty slow, wasn’t it?” I turned around and asked: “Isn’t that what you wanted?” “Of course not! Now you’ll get the right Tempo and everything will be fine.”



Dietrich Fischer-Dieskau, Karl Richter and Kurt Guntner checking the recordings

24. April 2008

Die Ära Karl Richter in München: Die Jahre 1969 ff. [DE]

Die Jahre 1969 - 1971 waren auch geprägt von zahlreichen ZDF-Unitel Filmproduktionen, so etliche Orgelkonzerte und die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel, aufgenommen im Neuen Schloß Schleißheim. Werke für Cembalo und Orgel wurden in Ottobeuren produziert. Das Marienmünster zu Dießen am Ammersee war ein idealer Raum für die Aufzeichnung von Bachs h-moll-Messe mit den Solisten Gundula Janowitz, Hertha Töpper, Horst Laubenthal und Hermann Prey.




Marienmünster zu Dießen am Ammersee

Elmar Schloter

Karl Richter wollte bei diesen Fernsehaufnahmen an einigen Stellen unbedingt einen besonderen Orgelklang, den er auf dem Continuo nicht herbrachte. Da sind wir dann auf die Hausorgel in Dießen ausgewichen und haben verschiedene Sequenzen mit dieser Orgel hinten gespielt. Das ging auch ganz gut zusammen, weil die Kirche ja nicht so groß ist. Da wurde zum Beispiel bei der h-moll-Messe beim Confiteor, wo eben nur Continuo und der Chor ziemlich präsent sind, diese ganze Sequenz von der Orgel der Dießener Kirche aus aufgenommen.



Elmar Schloter an der Continuo-Orgel in Dießen

Diese Aufnahme wurde im Januar 2006 auf DVD übernommen, ebenso die gleichfalls in Dießen entstandene Johannes-Passion mit Peter Schreier als Evangelisten, Ernst-Gerold Schramm als Christus und den weiteren Solisten Helen Donath, Julia Hamari, Siegmund Nimsgern und Kieth Engen.

Auch die Brandenburgischen Konzerte, aufgezeichnet im Schloß Schleißheim, sind inzwischen auf DVD erhältlich, schließlich Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion, die in den Bavaria Studios München Geiselgasteig dramaturgisch eindrucksvoll dargestellt wurde. Hier waren die Solisten wiederum Helen Donath und Julia Hamari, Peter Schreier, Ernst-Gerold Schramm und Siegmund Nimsgern, die Bass-Partie sang Walter Berry.



Ernst-Gerold Schramm und Siegmund Nimsgern

Siegmund Nimsgern

Meiner Meinung nach war da ein anderer Kollege vorgesehen. Das Engagement ging doch sehr kurzfristig, und ich kam auch "nur" für die bösen Männer in Frage. Kieth Engen und Walter Berry hatten die Bassarien, das waren natürlich wesentlich etabliertere Leute. Ich hätte natürlich viel lieber die wirklich wichtigen Sachen gesungen, obwohl, - das muss man dazu sagen -, der Pilatus in der Johannes-Passion, wenn man die Töne zählt, nicht die Wichtigkeit der Rolle, fast mehr zu singen hat als Jesus. Und das ist eine ganz tolle Figur. Er sagt ja den einzigen Satz, den viele Leute aus den Passionen überhaupt noch kennen: "Was ist Wahrheit?"



Siegmund Nimsgern und Karl Richter inmitten von Chor und Orchester

Julia Hamari

Die Matthäus-Passion, das war im Bavaria Filmstudio, ich erinnere mich an dieses wahnsinnig große Studio, und wir mussten richtig singen. Da gab es kein Playback, wir mussten singen. Und er stand da, und als ich zum ersten Mal den Mund aufgemacht habe, dachte ich, ich hätte keine Stimme. Aber dann habe ich mich daran gewöhnt: So viel höre ich und das singe ich, mehr nicht. Und als ich zum ersten Mal diese Arie gesungen habe, kam über den Lautsprecher vom Regisseur: "Sie haben fantastisch gesungen, Hamari!".



Julia Hamari und Helen Donath in Geiselgasteig

Remembering the Era Karl Richter in Munich: Year 1969 ff. [EN]

Numerous ZDF/Unitel film productions, as well as many organ concerts and Georg Friedrich Handel’s Feuerwerksmusik, recorded in the new Schloss Schleissheim, affected the years between 1967 and 1971. Pieces for Cembalo and Organ were produced in Ottobeuren. The Marienmuenster in Diessen in Ammersee was an ideal setting for the recording of Bach’s High Mass in B-minor, featuring the soloists Gundula Janowitz, Hertha Toepper, Horst Laubenthal and Hermann Prey.



Marienmuenster Diessen, the Lake Ammersee

Elmar Schloter

For these television recordings, Karl Richter wanted a very special organ sound in certain passages, a sound he could not be produced on the continuo. We decided to fall back on the church organ in Diessen and recorded different sequences with this organ in the background. That worked out very well, because the church was not so big. For example in the B-minor Mass, at the Confiteor, where only the continuo and the choir were fairly present, this whole sequence was recorded on the Diessen Church Organ.



Elmar Schloter playing the Continuo-Organ in Diessen

These Recordings as well as the Johannes Passion, which had been recorded in Diessen, at the same time with Peter Schreier as Evangelist, Ernst-Gerold Schramm as Christus, together with the soloists Helen Donath, Julia Hamari, Siegmund Nimsgern and Kieth Engen were digitally transferred and published on DVD in 2006.

The Brandenburg Concertos, recorded at Schloss Schleissheim, are in the meantime available on DVD, as well as Bach’s Matthews Passion, which was dramatically staged in the Bavaria Studios in Munich Geiselgasteig again featuring the soloists Helen Donath, Julia Hamari, Peter Schreier, Ernst-Gerold Schramm and Siegmund Nimsgern, the Bass part was sung by Walter Berry.



Ernst-Gerold Schramm and Siegmund Nimsgern

Siegmund Nimsgern

If you ask me other colleagues had been primarily intended, the engagement happened very quickly and only the 'bad men' came for me in question. Kieth Engen and Walter Berry had the Bass arias, they were essentially established people. Of course I would have liked to have sung the really important parts, although I must say: Pilatus in the Johannes Passion, if you count the notes and not the importance of the role, has almost more to say than Jesus. And that is a very good figure. He is the one who says the only phrase that most people remember from the Passions at all: 'WHAT IS TRUTH'



Siegmund Nimsgern and Karl Richter amidst Chor and Orchester

Julia Hamari

The Matthews Passion was in the Bavarian Film Studios, I can remember this huge Studio. And we had to sing properly. There was no Playback, we had to sing. And he stood there and as I opened my mouth for the first time, I thought, I didn’t have much of a voice. But then I got used to it: I hear so much - and I sing so much - nothing more. And when I had sung the aria for the first time, the directors’ voice came over the loud speaker: "You sang that fantastically, Hamari!"



Julia Hamari and Helen Donath in Geiselgasteig

19. April 2008

Vor 40 Jahren: Bach in Moskau und St. Petersburg (Russland) - Teil 3 / Schluss -

(Start) (Teil 2)
Aus den Aufzeichnungen von Kieth Engen zur Russland-Tournee des Münchener Bach-Chores und Bach-Orchester vom 14 bis 21. April 1968 nach Moskau und St. Petersburg (damals Leningrad).

In Leningrad, das wir nach nächtlicher Eisenbahnfahrt in sehr bequemen Schlafwagen erreichten, erwartete uns ein ganz besonders schöner Konzertsaal. Der frühere „Adelssaal“ – 1839 erbaut – jetzt: „Leningrader Philharmonie“ – mit 1318 Sitzplätzen und über 800 Stehplätzen. Peter Tschaikowsky dirigierte hier seine 6. Symphonie. Ein merkwürdiger Zufall scheint es wohl gewesen zu sein, daß wir die Johannespassion dort an einem Freitag gaben – und zwar an dem Freitag, der für die russisch-orthodoxe Kirche der Karfreitag ist. Samstag darauf die h-Moll-Messe; beide Konzerte wieder vor ausverkauften Häusern.



Im berühmten Treppenaufgang der Eremitage von St. Petersburg, dem damaligen Leningrad

Wir waren insgesamt 40 Stunden in Leningrad und haben zwischen den beiden Konzerten unser Bestes getan, einen Bruchteil der zahlreichen Schönheiten, die diese Stadt in überreichem Maße anbietet, in uns aufzunehmen. Und an diesem Punkt möchte ich ein Loblied auf unseren Bach-Chor anstimmen. Nach drei großen Konzerten, Proben, Sightseeing, drei langen Empfängen und dem ständigen Drang, Eindrücke zu sammeln – je mehr je besser –, sollten sie an dem letzten Abend die h-Moll-Messe singen, jenes Werk, welches sicher zum Schwierigsten gehört, was Bach je für Chor geschrieben hat.




Konzertplakat vor der St. Petersburger Philharmonie

Sie hatten allen Grund, müde zu sein – körperlich und stimmlich, aber dann passierte eines dieser Wunder, das wir manchmal auf dem Podium oder auf der Bühne erleben dürfen: Sie sangen eine der schönsten h-Moll-Messe, die ich sie je habe singen hören. Ich glaube, ich darf es auch im Namen meiner Solistenkollegen, des großartigen Bach-Orchesters und Karl Richters aussprechen: Es war eine Freude, an diesem Abend Euer Partner zu sein.




Titelseite des Konzertprogramms in St. Petersburg

Das Publikum muß ähnlich gefühlt haben, denn der rhythmische Applaus währte nicht lange, sondern entwickelte sich bald zu warmen, 17 Minuten anhaltenden Beifallskundgebungen, die auch nicht endeten, als Chor und Orchester das Podium verließen. Sofort nach dem Konzert wurden wir wieder in Bussen zum Flugplatz und zu unserer Lufthansamaschine transportiert, die Frankfurt verlassen hatte, eine Stunde, nachdem wir die h-Moll-Messe in Leningrad begonnen hatten.




Vor dem Rückflug von St. Petersburg nach München

Ein Satz, gesprochen von dem Leiter des Leningrader Konservatoriums während des ersten Empfanges in Leningrad, sollte, so meine ich, in allen Grundgesetzen aller Länder verankert sein: „Die Musik ist der beste Baustein für Freundschaft.“
Und wie die Eröffnungsworte der Johannes-Passion (in Moskau) die Wahrheit weit über ihre äußere Bedeutung hinaustragen, so wünschte ich, daß die letzten Worte der h-Moll-Messe, in Leningrad gesungen, in die Herzen aller Menschen geschrieben wären; ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Nationalität, politischen oder religiösen Glauben: Dona nobis pacem – gib uns Frieden.

(Schluss)

17. April 2008

Vor 40 Jahren: Bach in Moskau und St. Petersburg (Russland) - Teil 2 -

(Fortsetzung)
Aus den Aufzeichnungen von Kieth Engen zur Russland-Tournee des Münchener Bach-Chores und Bach-Orchester vom 14 bis 21. April 1968 nach Moskau und St. Petersburg (damals Leningrad):

Die Tonhöhe unserer Orchesterinstrumente muß auf die der Orgel umgestimmt werden, und zum Jubel der Sänger wird festgestellt, daß die russische Tonhöhe fast um ein Viertel eines Tones tiefer liegt als die im Westen gebräuchliche. Aber selbst der mit absolutem Gehör behaftete Karl Richter bestätigt, daß unsere östlichen Kollegen nicht zu tief, sondern daß wir im Westen zu hoch gestimmt sind. Das ist nicht politisch gemeint.



Probe für Bachs Johannes-Passion mit Karl Richter und Ursula Buckel

Während der Probe füllt sich der Balkon des Zuschauerraums mit Studenten, die von ihren Vorlesungen kommen. Jetzt erfahren wir auch, daß unseren Konzerten ein überwältigend großes Interesse entgegengebracht wird. Der normale Preis für eine Konzertkarte beträgt zirka zwei Rubel, der höchste Preis für eine Opernkarte im Bolschoitheater drei Rubel – die teuersten Karten für unsere Konzerte kosten fünf Rubel (ein Rubel ist etwas mehr als ein Dollar) – aber beide Konzerte waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft.




Probe für Bachs Johannes-Passion mit Karl Richter und Ernst Haefliger

Polizeiliche Absperrungen und Menschenmassen vor dem Konservatorium am Abend. Die Karteninhaber müssen vier Kontrollen passieren, ehe sie in den Saal gelassen werden, viele müssen draußen bleiben; die Crème de la Crème von Moskau ist zu dem Konzert gekommen – und doch gibt es eine Loge, die leer bleibt, die schönste, die prächtigste, die mit roten Teppichen geschmückte, die Regierungsloge. Man sagt uns zwar, daß diese Loge äußerst selten besetzt ist, aber schließlich wurde unsere Tournee nur ermöglicht durch die offizielle Genehmigung der sowjetischen Regierung; doch die Loge bleibt leer – für beide Konzerte. Es gab für das erste Konzert eine russische Fahne und, nach längeren Kämpfen unseres deutschen Impresarios, auch eine deutsche Flagge auf dem Podium. Das zweite Konzert sangen wir fahnenlos.




Probe für Bachs h-moll-Messe mit Karl Richter und Hertha Töpper

Die Johannes-Passion beginnt mit den Worten: „Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist! Zeig uns durch deine Passion, daß du, der wahre Gottessohn, zu aller Zeit, auch in der größten Niedrigkeit, verherrlicht worden bist.“ Diese Worte erklingen in einem Land, wo es der Kirche wohl erlaubt ist, zu existieren, aber wo seit 50 Jahren keine Bibel gedruckt wurde, wo man keine Bibel kaufen kann – und wo es trotz wiederholter Anstrengungen von Seiten deutscher diplomatischer Kreise nicht möglich war, den Wortlaut der Passion im Programmheft abzudrucken.




Die Titelseite des Konzertprogramms von Bachs h-moll-Messe

Dies ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum ich mich innerlich frage, wie viele unserer Zuhörer die wahre Bedeutung der Johannes-Passion erfassen konnten. Sicherlich war es eine ganze Menge; viele, die den biblischen Text kannten, und viele, die die deutsche Sprache beherrschten – und doch glaube ich, daß ein großer Teil des Publikums „nur“ der Musik gefolgt ist, sich aber den Quellen dieser Musik, dem Johannes-Evangelium, nicht nähern konnten.




Die Mitwirkenden bei Bachs h-moll-Messe

Trotzdem muß ich sagen, daß das Publikum sowohl in Moskau als auch in Leningrad zu dem besten gehört, das mir je begegnet ist. Das konzentrierte, gespannte Interesse, mit dem es die Konzerte bis zum Ende verfolgte, kann wohl von keinem Publikum irgendeines Landes auf der ganzen Welt übertroffen werden. Am Ende des Konzertes erlebten wir unseren ersten typisch russischen Applaus. Ein Applaus, der in der uns gewohnten Weise beginnt, sich aber bald zu einem rhythmischen Unisonoklatschen entwickelt, das bis zum Ende nicht mehr variiert – nicht in der Lautstärke und nicht in dem eintönigen Rhythmus.




Pierre-Jacques Thibaut und Karl Richter bei der Probe zu Bachs h-moll-Messe

Am nächsten Abend, für das Konzert der h-Moll-Messe, gab es einen noch größeren Andrang, die Polizeisperre wurde von vielen Menschen durchbrochen, und die Gänge auf dem Balkon waren brechend voll von jungen Menschen, die sich hier noch einen letzten Stehplatz erjagten. Bei uns würde ein solcher Andrang in den Gängen zum sicheren Nervenzusammenbruch aller Feuer- und Ordnungshüter führen, aber nichts dergleichen schien in Moskau zu passieren.




Empfang in der Deutschen Botschaft vor der Weiterfahrt nach Leningrad

(Fortsetzung folgt)

14. April 2008

Vor 40 Jahren: Bach in Moskau und St. Petersburg (Russland)

Vom 14. – 21. April gastierte Karl Richter mit dem Münchner Bach-Chor und dem Münchener Bach-Orchester in Russland (Teil der damaligen UdSSR). In sechs Tagen fanden insgesamt vier Konzerte in Moskau und St. Petersburg (dem damaligen Leningrad) statt. Auf dem Programm standen die Johannes-Passion und die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Die Tournee wurde im Rahmen des deutsch-sowjetischen Kulturaustausches arrangiert und war das 'Gegengastspiel' zum Auftreten des Staatlichen Sinfonieorchesters der UdSSR im November 1967 in der Bundesrepublik Deutschland.

Kieth Engen fasste seine Eindrücke von dieser Gastspielreise im Folgenden zusammen:



Kieth Engen, Solist der Bass-Partien dieser Konzertreise

Die Gedanken fliegen in verschiedene Richtungen, wenn man sich zwischen Himmel und Erde, zwischen München und Moskau befindet, in einer Boeing 707 der Lufthansa, namens „Berlin“. Was ist wohl seltsamer? Die Tatsache, daß wir die Strecke in 2 Stunden und 48 Minuten zurücklegen, oder daß dieses Gastspiel nun tatsächlich zustande gekommen ist und daß wir morgen die Johannes-Passion aufführen werden in der Hauptstadt eines großen Landes, dessen Regierung zu einer nicht unbedeutenden Richtlinie ihrer Politik den Atheismus erwählt hat?

Oder daß hier ein Apparat von 143 Musikern „unterflugs“ ist – 97 Mitglieder des Chores, 41 des Orchesters und unser Sängerquintett, in dem sich wieder – siehe deutsch-sowjetischer Kulturaustausch – nur eine einzige gebürtige Deutsche (Wohnsitz: Genf!) befindet, nämlich unsere Sopranistin Ursula Buckel? Hertha Töpper ist Österreicherin, Ernst Haefliger Schweizer, Peter van der Bilt Holländer und der Baß ein zwar bajuwarisierter, aber immerhin doch – Amerikaner. Wir haben auch zwei sowjetische Bürger an Bord, Navigatoren, die den deutschen Kollegen behilflich sind, den Weg nach Moskau nicht zu verfehlen.




Im Hotel UKRAINA waren alle Mitwirkenden während der drei Tage in Moskau untergebracht.

Wir überfliegen Warschau und Minsk und landen in der Abenddämmerung in Moskau. München hatte unsere Maschine 15.19 Uhr verlassen, der Zeitunterschied beträgt zwei Stunden. 30 Minuten später ist die „Berlin“ bereits wieder auf dem Rückflug in die Bundesrepublik. Seltsame Sprachgepflogenheiten: Die Zollerklärungen, die wir alle für unser Gastland ausfüllen müssen, sind in französischer Sprache abgefaßt. Aber alle Beschriftungen auf dem Moskauer Flugplatz in Russisch und – Englisch. In fünf großen Bussen werden wir zu unserem Hotel befördert. Erster Eindruck von der Straße: Viele Lastwagen und Busse, weiße Taxis und, obwohl es nun fast 9 Uhr Abend ist, geöffnete Friseurläden, die anscheinend durchwegs gut besucht sind.



Konzertplakat vor dem Tschaikowsky-Konservatorium

Die Probe findet am nächsten Morgen im großen Saal des Konservatoriums statt; ein schöner Saal, geschmückt mit 14 Portraits großer Komponisten – darunter Bach, Beethoven, Mozart, Schubert, Schumann und Wagner. Die Orgel auf dem Podium stammt aus Paris, zwei große Konzertflügel – ebenfalls auf dem Podium – aus dem amerikanischen Haus Steinway, und das Cembalo ist "Made in Germany".





Probe für Bachs Johannes-Passion mit Karl Richter und Hertha Töpper
(Fortsetzung folgt)

12. April 2008

Michele Bosio wertet die Karl-Richter DVD-Doku Teil II + III mit fünf Sterne

In der April-Ausgabe der führenden italienischen Fachzeitschrift MUSICA, in etwa vergleichbar mit dem deutschen FONO FORUM, rezensiert Michele Bosio den zweiten und dritten Teil der Karl Richter-Film-Trilogie


und bewertet die Dokumentation mit fünf aus fünf möglichen Sternen:



Michele Bosio ist Musikwissenschaftler und gleichzeitig ausübender Musiker, geboren 1978 in Cremona. Er widmet den größten Teil seiner Arbeit dem Leben und Werk des aus Cremona stammenden Orgelbauers Giuseppe Rotelli (1894-1937), unterrichtet u.a. auch Musikgeschichte am Musikinstitut "Giovanni Pierluigi da Palestrina" von Castel San Giovanni (Piacenza) und in der Diözesanschule für sakrale Musik "Dante Caifa" in Cremona ...

Früherer Eintrag:
La Vocazione Bachiana di Karl Richter di Michele Bosio

8. April 2008

Vor 40 Jahren: h-moll Messe in Wien



Der Musikverein Wien

Am 10. und 11. April 1968, Mittwoch und Donnerstag der Karwoche, gastierte Karl Richter mit seinem Münchener Bach-Chor und Bach-Orchester im Musikvereinssaal Wien. Zur Aufführung gelangte an beiden Tagen Johannes Sebastian Bachs Hohe Messe in h-moll.


Programmheft - Titelseite

Die Solisten waren Ursula Buckel, Hertha Töpper, Werner Krenn und Karl Christian Kohn.



Plakattafel vor dem Musikverein

Franz Tassié schrieb in seiner Konzertkritik im Wiener Express u.a.:

"Bach, dargestellt und interpretiert von Richter, wird zum großen Erlebnis unserer Tage. Eine vollkommene Interpretation, die das Riesenwerk der h-moll-Messe aufsteigen lässt wie eine Kathedrale ..."

"Karl Richter ist Zentrum und lebendiger Mittelpunkt dieser Darbietung. Von ihm geht jene Kraft und jene Helligkeit des Verstandes aus, die beide allein es möglich machen, Bach makellos wiederzugeben. Das ästhetische Vergnügen, diese Leistung genießen zu können, wird zur Faszination und zum Erlebnis ..."

"Wunderbar perfekt im Reichtum aller Nuancen der Münchener Bach-Chor, ausgezeichnet und mit dieser Art von Musik bestens vertraut das Münchener Bach-Orchester. Geschlossen und wunschlos dem großen Rahmen eingefügt, das Quartett der Solisten ..."

7. April 2008

Vor 40 Jahren: Bachs Matthäus-Passion

Heute vor 40 Jahren, am Palmsonntag, den 7. April 1968, sangen wir um 17.00 Uhr im Kongreßsaal des Deutschen Museums in München, Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion.



Programm der Matthäus-Passion von 1968



Hertha Töpper und Horst Wilhelm auf der Finnland-Tournee 1966

2. April 2008

Die Ära Karl Richter in München: Die Jahre 1969 ff. [DE]

Der absolute Höhepunkt für alle Mitwirkenden in Chor und Orchester war zweifelsohne die knapp dreiwöchige Japan-Tournee im Frühjahr 1969 mit zwölf Konzerten in Tokio, Osaka und Yokohama. Auf dem Programm standen ausschließlich Werke von Bach: die h-moll-Messe, die beiden Passionen, das Magnificat und weitere Kantaten sowie Orchesterwerke.



Vor dem Abflug in München Riem

Paul Meisen

"Japan war sicherlich der Höhepunkt. Beeindruckt waren wir von der Wechselwirkung vom Podium aus, Karl Richters Ausstrahlung, aber auch die Wechselwirkung vom Publikum her. Es war die erste ungekürzte Aufführung der Matthäus-Passion, die in Japan erklungen ist. Und wir erinnern uns an den wunderschönen großen Saal Bunka Kaikan, voll bis auf den letzten Platz, und das Publikum hatte die Texthefte vor sich. Sie verfolgten alle einzeln den Text in Deutsch. Und sie blätterten alle um, wir spürten, dass alle umblätterten, wir hörten aber kein Geräusch, die Konzentration war so faszinierend. Das war wohl die beeindruckendste Matthäus-Passion meines Lebens. Diese Geschlossenheit, diese Einheit zwischen Hörern und Spielern, da ging kein Blatt dazwischen, das war ein Ganzes. Für mich war es das Erlebnis der Matthäus-Passion."



Bachs Hohe Messe in Bunga Kaikan, Tokyo

Für die zweite Russland-Tournee 1970 war eigentlich Karl-Christian Kohn als Bassist vorgesehen gewesen, zumal neben der h-moll-Messe als zweites Werk Haydns Jahreszeiten auf dem Programm stand.

Karl Christian Kohn

"Mein Vater war krank, und wir wussten, dass das nicht mehr sehr lange gehen würde. Aber dass das ausgerechnet zu meinem Geburtstag dann kam, das hat mich so erschüttert. Es war es mir einfach nicht möglich, zu singen. Ich habe auch mit Richter noch gesprochen, mir war es nicht möglich, den Fuß aus dem Haus zu setzen und zu sagen, ich singe jetzt. Obwohl mich alle bekniet haben, komm doch, sing doch. Ich hab gesagt, ich will meinen Vater noch einmal sehen, ich fahre zu meinem Vater nach Hause und beerdige ihn."

Für Karl-Christian Kohn sollte nun Siegmund Nimsgern einspringen, der in den Folgejahren eine feste Größe in Richters Gesangsensemble darstellte.



Siegmund Nimsgern

Siegmund Nimsgern

"Ich wurde aus München von Herrn Vetter, dem damaligen Organisator, angerufen: „Wir stehen hier am Flughafen und wollen nach Moskau und Leningrad, mit h-moll-Messe und Jahreszeiten, mit dem Münchener Bach-Chor unter Karl Richter, können Sie kommen?“ Ich hab gesagt, ja wunderbar. „Sie kriegen ein Pre-paid-Ticket, Sie fliegen heute Mittag nach Kopenhagen, da übernachten Sie und am nächsten Tag fliegen Sie nach Moskau ohne Visum, Sie werden dort abgeholt, bekommen ihr Visum, und am Abend ist im Tschaikowsky-Konservatorium die h-moll Messe, ohne Probe, ohne alles.“

Dort sah zum ersten Mal in meinem Leben live Karl Richter. „Guten Abend“, „Ja, Sie kennen das Stück, ja gut, okay.“ Getrennt kamen wir dann im Tschaikowsky-Konservatorium an, Richter strich mir kurz über die Wange und sagte: „Sie kennen das ja alles“, um sich noch mal zu versichern. Ich sagte: „Ja, alles okay“, und dann habe ich das gesungen, was er mir vorgegeben hat. Die ganzen Tempi usw., das war alles richtig. Wir haben uns fast blind, ohne ein Wort, verstanden. Und ich glaube, er hat das auch so empfunden. Und ich war natürlich glücklich und stolz, mit diesem für mich fast Halbgott in Sachen Bach, Karl Richter, und mit dem Bach-Chor auf diese Weise zusammen zu kommen."



Karl Richter

In 1967 hat Siegmund Nimsgern den Mendelssohn-Wettbewerb in Berlin gewonnen.

Siegmund Nimsgern

"Da hab ich natürlich Mendelssohn gesungen, unter anderem. Und ich glaube, dass ich mit der Arie, die ich immer bei Wettbewerben gesungen habe: „Ist nicht des Herren Wort wie ein Feuer“ natürlich die Leute begeistert habe. Dieses Stück haben die anderen immer gefürchtet, weil es eben die reinste Materialschlacht ist. Ich habe auch Ravel, ich habe alles mögliche gesungen, aber zu dem Elias hatte ich schon immer ein besonderes Verhältnis, er hat mich vom Anfang meiner Karriere an bis heute begleitet. 1964 habe ich ihn zum ersten Mal gesungen, da war ich noch im Studium. Ich glaube, dass ich sogar mit meiner bescheidenen Mitwirkung ab und zu diesen Elias für manche Chöre und für manche Dirigenten durchgesetzt habe. Ich habe gezeigt, das ist eine tolle Rolle, das ganze Stück ist toll."



Probe im Großen Saal des Tschaikowsky-Konservatoriums, Moskau

Remembering the Era Karl Richter in Munich: Year 1969 ff. [EN]

The absolute climax for all the members of the Munich Bach-Choir and Bach-Orchestra was without a doubt the barely three week long tour of Japan in the Spring of 1969, with twelve Concerts in Tokyo, Osaka and Yokohama. The program exclusively Bach’s music: the B-minor Mass, the Passions and the Magnificat, Cantatas as well as pieces for the Orchestra.



Departure in Munich Riem

Paul Meisen

"Japan was surely the climax. We were impressed not only by the interplay from the podium and Karl Richter’s charisma, but also by the reciprocal action of the audience. This was the first unabbreviated performance of the Matthew Passion to be heard in Japan. And we can remember the glorious Bunka Kaikan Hall. Filled to the last seat and that the audience had the text in German. And they followed every word, turning the pages, we felt that they were turning the pages, but we didn’t hear a sound! Their concentration was fascinating. It was probably the most impressive Matthew Passion of my whole life. The closeness and unity between audience and musicians was a complete entity you couldn’t have inserted a sheet of paper between them. For me, it was t h e Matthews-Passion Experience."



Bach’s High Mass in Bunga Kaikan, Tokyo

Karl Christian Kohn was supposed to have been the Bass singer on the second Russian Tour, as not only the B-minor Mass was to be performed but Haydn’s 'Die Jahreszeiten' was also on the program.

Karl Christian Kohn

"My father was ill, and we knew he was not going to last very long. But that it died on my birthday that really shocked me. It was impossible for me to sing. I spoke to Richter and explained, that I was not capable of putting one foot outside the house, never mind singing. Even though everyone begged me on bended knee to sing, I said, that I wanted to see my father one more time and that I was going home for his burial. "

Siegmund Nimsgern, who in the following years constantly appeared in Karl Richter’s ensemble, took the place of Karl Christian Kohn.



Siegmund Nimsgern

Siegmund Nimsgern

"Herr Vetter, the organizer of that time, called me from Munich: “we are here at the Airport On our way to Moscow and Leningrad with the Mass in B-minor and the “Jahreszeiten”, with Karl Richter and the Munich Bach-Choir and Bach-Orchestra, can you join us”? I said: “Yes, wonderful!” He replied: “You will get a pre-paid ticket, you fly today from Munich to Copenhagen, where you will stay overnight and on the next day you fly to Moscow without a visa. Once there you will be picked up and given a visa and in the evening, take part in the Mass in B-minor at the Tchaikovsky Conservatory, without rehearsals, without anything at all!!

It was there, that I saw Karl Richter for the first time in my life. He said, “Good Evening, well you know the piece”? “Yes”, “very good, okay”. We arrived separately at the Academy, Richter stroked my cheek lightly and said: “You know it all ”, as if to reassure himself. I replied: “Yes, everything is okay” and I sang as he specified. The whole tempi etc., everything was right. We understood one another blindly, without a word being said. And I think, he felt the same way too. I was of course happy and proud, to have become a part of the Bach-Choir in this way and to be able to work together with Karl Richter, who for me was a demigod when it came to Bach."



Karl Richter

In 1967 Siegmund Nimsgern won the Mendelssohn Competition in Berlin.

Siegmund Nimsgern

"Of course I had sung Mendelssohn, among other things. And I think the aria that I sang for the competition, “Ist nicht des Herren Wort wie ein Feuer?” (Is not the word of the Lord like a Fire) had inspired many. Others however were afraid of this piece, because it is of course an absolute battle of material. I have sung Ravel, I have sung all manner of things, but I had always had a special relationship to Elias, he had accompanied my career from the very beginning right up to the present day. The first time was in 1964, when I was still a student. I think that I, in my own modest way, was able, now and again, to convince some choirs and some conductors what a great role this Elias is. The whole piece is fantastic."



Rehearsal at the Grand Hall of the Tchaikovsky Conservatory, Moscow