7. September 2005

Siegmund Nimsgern erinnert sich an Karl Richter

Siegmund Nimsgern
Bass



geboren am 14.01.1940
in St. Wendel, Saarland

Aus dem Interview:

... Es waren genau vier Jahre, die ich mit Richter arbeitete, 1970, 1971, 1972, 1973 und 1974, dann war plötzlich Schluss. Mit der h-moll Messe fing es also an. Die kam dann öfter, weil ich offensichtlich die beiden auseinanderliegenden Arien sehr gut im Hals hatte, und dieses Jahreszeiten-Konzert. Dann kamen Bach-Kantaten und Matthäus- und Johannes-Passion, Jahreszeiten in Paris mit dem Rundfunk und die Schöpfung mehrmals in Buenos Aires.

Der Schlusspunkt, zufällig oder absichtlich, ich weiß es nicht, war 1974 in Ottobeuren in dieser wunderbaren Basilika der Elias von Mendelssohn Bartholdy. So weit ich das in Erinnerung habe, war Karl Richter kein so wilder Elias-Fan, ich weiß es natürlich nicht genau. Er hatte ihn vorher schon gemacht und auch später. Aber ich glaube, das war für ihn das gefundene Fressen, dass er einen jungen Sänger hatte, der alles so wie ein junger, temperamentvoller Prophet sang. Heute mache ich das etwas anders, schon altersbedingt.

Es waren exakt diese vier Jahre, und nach dieser Richterzeit, als hätte jemand da Regie geführt, fing ich in München in der Oper an und habe dort die ganzen nächsten Jahre sehr viel gesungen. Aber der Herr Richter ist mir nie mehr begegnet und hat mich nie mehr genommen. Ich habe dann bei Schneidt, seinem Nachfolger, noch ab und zu etwas gemacht, und das war es dann, und seit der Zeit war der Münchener Bachchor quasi aus meinem Leben gestrichen.